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Burghard Flieger / Elmar Sing

Soziale Nachhaltigkeit
Stiefkind der Sustainable-Development-Diskussion

Nachhaltigkeit bedeutet im nachfolgenden Zusammenhang die integrative Bearbeitung der Konflikte und Synergien zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen unternehmerischen Handelns. Nachhaltigkeit erscheint überwiegend als eine Nebenbedingung von Produkten und Produktion eines Unternehmens: Trotz ihrer schädlichen Wirkungen soll die Regenerierungsfähigkeit der Erde gewährleistet bleiben.

Regeneration statt Optimierung
Demnach ist Nachhaltigkeit kein Optimierungsprozess, sondern ein Konzept zu Sicherung der Regeneration. In diesem Sinne werden die jeweiligen Produkte und Produktionsverfahren nicht wirklich ökologisch optimiert, sondern Second-Best-Lösungen angestrebt. Die ökologisch negativen Wirkungen erfahren, soweit ökonomisch machbar, eine Minimierung – mehr nicht. Aus der Sicht vieler Unternehmen stellt dies eine nennenswerte Leistung dar, die sie entsprechend im Rahmen ihrer PR-Aktivitäten herausstreichen.

Das gleiche gilt für den sozialen Bereich. Auch hier wird keine Optimierung der zahlreichen von dem jeweiligen Unternehmen tangierten Bedürfnisse im Sinne einer optimalen Bedürfnisbefriedigung angestrebt, sondern nur eine Bedürfnisberücksichtigung. Die Folge: Nach außen gerichtete Spenden oder nach innen orientierte betriebliche Sozialleistungen sind für die meisten Unternehmen schon Besonderheiten, die sie im Rahmen entsprechender Überprüfungen oder Audits in der Öffentlichkeit hervorheben. Unter diesen Bedingungen stellt soziale Nachhaltigkeit nur eine Kompensation für soziale Schädigungen dar und keine Optimierung der Befriedigung sozialer Bedürfnisse.

Veranschaulichen lässt sich dies an den häufig negativen Folgen von beruflicher Arbeit für soziale Primärgruppen wie die Familie. Dazu gehört die fehlende Zeit für die Erziehung und Betreuung von Kindern oder auch Stressphänomene infolge der Arbeit. Sie wirken unmittelbar in den privaten Bereich hinein durch Verhaltensweisen wie Streit (seinen Frust ablassen), fehlende Kommunikation (Fernsehdauerberieselung) oder Ersatzhandlungen (Kompensationskonsum). Unternehmen bemühen sich teilweise um eine Abschwächung solcher Probleme, indem sie familienfreundliche Arbeitszeitregelungen ermöglichen oder Firmenseminare zum Stressabbau anbieten. Dies sind aber ebenfalls immer nur Ausgleichsmaßnahmen, ohne eine Lösung der zugrundeliegenden Schwierigkeiten im Sinne einer Work-Life-Balance. Für viele Unternehmen ist das erforderlich, um langfristig auf ihre MitarbeiterInnen als zentrale Ressource zurückgreifen zu können. Insofern sichern entsprechende Nachhaltigkeitskonzepte nur, dass die (kapital-)verwertungsorientierte Wirtschaft sich langfristig nicht entsprechend der marxschen Voraussagen selbst ihrer Grundlagen beraubt.

Komplexe Bedürfnisberücksichtigung
Wie weit die Berücksichtigung von Anforderungen sozialer Nachhaltigkeit von einer Optimierung entfernt ist, lässt sich auch an den Grenzen nachhaltiger Produktpolitik aufzeigen. Güter und Dienstleistungen erfüllen neben ihrer Kernfunktion immer auch abstraktere themenspezifische und soziale Funktionen. Beispielsweise erfüllt das Auto Bedürfnisse wie Fortbewegung, Mobilität, persönlichen Luxus, Image etc. Wie bei fast jedem Produkt bzw. jeder Dienstleistung geht es hier um ein Bündel an Bedürfnissen, die darüber Befriedigung erfahren können. Produkte übernehmen in diesem Sinne multifunktionale Aufgaben.

Das Überraschungsei steht als besonders exzellent konzeptioniertes Beispiel dafür, welche Vielzahl an Bedürfnissen MarketingstrategInnen mit einem Produkt abzudecken versuchen: Süßigkeit, Überraschung, Erlebnis, Selbstbau, Sammelleidenschaft, Sammelsieger, Wert der Vollständigkeit etc. Wenn ein Unternehmen tatsächlich die Befriedigung der gleichen Bedürfnisse erfüllen will mit dem Anspruch, dies ökologisch und sozial konsequent zu verfolgen, müsste es anstreben, seine eigene Selbstauflösung durch die langfristig selbstorganisierte Bedürfnisbefriedigung seiner KonsumentInnen zu realisieren. Die meisten Unternehmen betreiben aber wie beim Überraschungsei eine gegenteilige Marketingstrategie. Durch die Verknüpfung ihres Produktes mit möglichst vielen weiteren Zusatznutzen, wird eine hohe dauerhafte Bindung an ein Produkt angestrebt, um so aus Sicht des Unternehmens im Idealfall unbegrenzte Nachkaufambitionen zu fördern.

Ökologische und soziale Effizienz
Neben der Vielfältigkeit der sozialen Dimensionen, die jedes Produkt tangiert, kommt hinzu: Viele Unternehmen können sich die Berücksichtigung sozialer Aspekte ab einem bestimmten Niveau nicht mehr leisten, so dass sich allein aus ökonomischen Gründen zwischen ihnen eine soziale Spaltung ergibt. Ein analoges Dilemma auf der KonsumentInnenseite resultiert daraus, dass viele Produkte, die ökologisch als hocheffizient eingestuft werden können, elitären Charakter haben. Das heißt, obwohl oder auch weil sie ökologisch effizient sind, kann sie sich infolge des hohen Preises nur eine kleine Gruppe kaufkräftiger VerbraucherInnen leisten. Solche Widersprüchlichkeiten erfordern eine Reihe von Zusatzüberlegungen bei der Entwicklung sozialer Kriterien, die ein Produkt berücksichtigen müsste, soll es nicht nur ökologisch, sondern auch sozial als effizient eingestuft werden:
–    Entkopplung des Konsums von der Anerkennung eines Gruppendrucks bzw. Verknüpfen von sozialer Anerkennung für ökologisch-soziales    Kaufverhalten;
–    Entdeckung der Langsamkeit im Sinne des Verhaltens der Produkte unter ökologischem, aber auch modischem Blickwinkel;
–    Partizipation und Kommunikation der KundInnen im Hinblick auf Entwicklung, Anwendung und Entsorgung von Produkten;
–    Vorzug der personalen und vor allem der interaktiven Kommunikation vor der technischen und vor allem der Einweg-Kommunikation;
–    Anhebung des Anspruchsniveaus wirtschaftlich schlechter gestellter Personengruppen in Hinblick auf ökologisch unbedenkliche Produkte und Dienstleistungen;
–    Stufenweise Ausdehnung dieser Aspekte auf die Dritte Welt.

Anstöße durch Ratings
Soziale Nachhaltigkeit und ihre Überprüfung beschränkt sich nicht nur auf die Berücksichtigung von KundInnen und ihren Bedürfnissen. Sie kann auf alle Anspruchs- bzw. Stakeholder-Gruppen, die mit dem Unternehmen in weiterem oder engerem Kontakt stehen, ausgeweitet werden. Hinzu kommen – eine spezielle Perspektive der Nachhaltigkeitsdiskussion – auch nicht unmittelbar präsente Anspruchsgruppen wie die nachfolgenden Generationen oder die Bevölkerung der so genannten Dritten Welt. Damit existieren vor allem bei Großunternehmen kaum noch Themen und Personenkreise, die von einer Nachhaltigkeitsanalyse nicht tangiert werden.

Wie aufwendig deshalb „Nachhaltigkeitsanalysen“ sein können, lässt sich am Corporate Responsibility-Rating von Ökom in München veranschaulichen. Dort wird die Verantwortung eines Unternehmens bewertet gegenüber: der Gesellschaft und den Kulturen, den von den Unternehmensaktivitäten betroffenen Menschen und der natürlichen Mitwelt. Das Rating orientiert sich an den drei Dimensionen des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens: Kulturverträglichkeit, Sozialverträglichkeit und Naturverträglichkeit. Die relevanten Informationen werden im Rahmen des Corporate Responsibility-Ratings sowohl bei den Unternehmen als auch bei unabhängigen ExpertInnen erhoben: Auswertung von Unternehmensinformationen (Geschäfts-, Sozial- und Umweltberichte), Auswertung von Sekundärliteratur, Fragebogen, Interviews von MitarbeiterInnen, Recherche bei unabhängigen ExpertInnen.

Bei der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Kulturen geht es unter anderem um die Einstellung zur und die Wahrnehmung der Verantwortung des Unternehmens. Ethische Unternehmensziele, Umgang mit Zielkonflikten in Bezug auf kurzfristige ökonomische und langfristige ethische Ziele, Verantwortung für das Gemeinwesen, Austausch und Kommunikation mit NGOs, Beitrag zur Erhaltung der kulturellen Vielfalt in der Region, Auslandsaktivitäten wie Ausnutzung niedrigerer Standards zur Produktion oder zum Absatz von Produkten, Verhalten gegenüber Staaten mit autoritärem Regime oder Verdrängung von traditionellen Strukturen durch Produkte und Dienstleistungen sind nur einige der Stichworte, die in dem Ratingverfahren genannt werden.
Bei der zweiten genannten Dimension wird die Sozialverträglichkeit als Ausdruck für die Verantwortung gegenüber den von den Unternehmensaktivitäten betroffenen Menschen betrachtet. Bewertet werden hier das Managementsystem mit dem zugrundeliegenden Unternehmensleitbild, die Beziehungen zu MitarbeiterInnen u.a. anhand der Praxis von Mitbestimmung, Arbeitszeit, Entlohnung, Gesundheit und Sozialeinrichtungen sowie die Beziehung zu gesellschaftlich benachteiligten Gruppen.

Die Dimension der Naturverträglichkeit stellt die Umweltfrage im Sinne der Verantwortung gegenüber der natürlichen Mitwelt in den Vordergrund. Neben allgemeinen Information zur Thematik wird bei dem entsprechenden Rating schwerpunktmäßig Wert gelegt auf eine ökologische Bilanzanalyse, die Betrachtung der Umweltrisiken sowie die Darlegung der Aktivitäten, die im Bereich des Umweltmanagements und der ökologischen Produkt- und Dienstleistungsentwicklung erfolgen. Da allerdings die Umweltbelastung von Branche zu Branche stark variiert, wird zusätzlich eine ökologische Brancheneinordnung vorgenommen mit Hilfe unabhängiger Fachleute.

Zusätzlich erfolgt eine Einbeziehung der Unternehmensaktivitäten in besonderen Geschäftsbereichen in Form von Negativkriterien wie z.B. Atomenergie, Gentechnik in der Landwirtschaft, Glücksspiel, Militärgüter etc. Diese Aktivitäten werden nicht bewertet, sondern nur dargestellt. Die Gewichtung der drei Untersuchungsbereiche Kultur-, Sozial- und Naturverträglichkeit zueinander hängt grundsätzlich von der jeweiligen Relevanz in den einzelnen Branchen ab. Nächster Schritt nach der Erfassung der Daten ist die Zuordnung der Unternehmensaktivitäten innerhalb der drei Untersuchungsbereiche unabhängig voneinander auf einer Skala von D- bis A+. D- bedeutet, es wurden keine oder kaum nennenswerte Aktivitäten der Unternehmen identifiziert, mit A+ erfüllt das Unternehmen vollständig die Anforderungen. Abschließend wird dann ein Ranking der Unternehmen im Branchenvergleich hinsichtlich des Performance-Ratings erstellt (Rank 1 bis n, n = Anzahl der untersuchten Unternehmen aus der Branche).
Der Versuch solcher Ratings und der damit verbundene Aufwand ist sicherlich hoch einzuschätzen, insbesondere hinsichtlich daraus möglicher Anstöße für eine nachhaltige Entwicklung. Auf jeden Fall helfen sie, die Entwicklung der sozialen Dimensionen analog zu den ökologischen Fortschritten voranzutreiben, indem auf Unternehmensebene dazu angeregt wird, systematisch die verschiedenen Stichworte in den Fragebögen und den zu überprüfenden Themenbereichen durchzugehen.

Kommunikation als Lernprozess
Mit solchen Ratings ist allerdings die Problematik verbunden, dass viele Unternehmen sich bemühen, damit gezielt ihr Image aufzubessern. Entsprechend besteht die Versuchung, das Ganze an Bevollmächtigte – Umweltbeauftragte, Frauenbeauftragte, Nachhaltigkeitsbeauftragte – zu delegieren, die dafür verantwortlich zeichnen. Ihre Aufgabe kann sich schnell darauf beschränken, die verschiedenen Stichworte systematisch zu bearbeiten und „abzuhaken“. Auf diese Weise kristallisiert sich eine gewisse mechanistische Arbeitsweise heraus, die sich in der Auseinandersetzung mit Checklisten, Fragebögen, Ratingverfahren oder Audits mehr oder weniger zwangsläufig einstellt. Das heißt, es wird vorrangig an einzelnen betrieblichen Symptomen gearbeitet, ohne das externe Umfeld oder auch das einzelne Unternehmen tatsächlich im Sinne des Anspruchs lernender Organisation nachhaltiger zu gestalten.

Der Blickwinkel wird so oft zu eng auf das Unternehmen gerichtet, während Gesamtwirkungen mit ihrer Komplexität unberücksichtigt bleiben. Die Folge ist, dass sich einige Organisationen mit einer guten Positionierung im Ranking in ihrer Nachhaltigkeit „sonnen“ und es im ökonomischen und sozialen Umfeld trotzdem nicht zu nachhaltigen Entwicklungen kommt. Ist dies der Fall, würden Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht wirklich gerecht werden.

Nun stellt sich die Frage, welche Vorgehensweise hier vielleicht bessere Ergebnisse bringen könnte. Ein wichtiger Aspekt sozialer Nachhaltigkeit ist die Reduktion von Konfliktpotenzialen bzw. deren Nutzung für soziale Innovationen. Dies lässt sich durch die Entwicklung differenzierter Checklisten, komplizierter Ratingverfahren oder aufwendiger Audits nur begrenzt erreichen. Mit diesen können die vielfältigen vorhandenen Spannungsverhältnisse zwischen Personen und Gruppen aufgrund divergierender Anforderungen und Bedürfnisse nicht ausreichend genutzt werden, um soziale Energien freizusetzen, die in gemeinsame Entwicklungen münden. Hierfür wäre eine mehr prozess- und kommunikationsorientierte Vorgehensweise erfolgversprechender.

Als Konfliktfelder sozialer Nachhaltigkeit, in denen Unternehmen tangierende Entwicklungspotentiale liegen, lassen sich vorrangig sieben Ebenen benennen:
1.    individuelle (Erziehung, Ausbildung...);
2.    zwischen einzelnen Individuen (Geschlecht, Alter, Abhängigkeit...);
3.    in Gruppen (Teamentwicklung, Mobbing...);
4.    zwischen Gruppen (Führung/Belegschaft, Unternehmen/Kundschaft...)
5.    zwischen Individuen und Gesellschaft (Bürgerengagement der MitarbeiterInnen...);
6.    zwischen Gruppen und Gesellschaft (Unternehmensstiftungen...);
7.    zwischen Gesellschaften (Frieden, Menschenrechte, Entwicklung...).
Wie aber lassen sich aus diesen Konfliktfeldern AkteurInnen finden, die von den Maßnahmen des Unternehmens direkt oder indirekt besonders betroffenen sind und/oder ein besonderes Interesse an zukunftsorientieren Formen nachhaltiger Entwicklung zeigen? Die öffentliche Auseinandersetzung zu zentralen Themen sozialer Nachhaltigkeit erhöht sicherlich die Bereitschaft so genannter Opinion Leader oder auch Intermediäre, sich hierüber mit den Verantwortlichen einzelner Unternehmen auseinanderzusetzen. Bereits vorhandene Personen und Gruppen müssen von Unternehmensseite nur gefunden und als sachkundige PartnerInnen akzeptiert werden.

Wege zum konstruktiven Dialog
Entsprechender Sachverstand und Interesse existieren nicht zuletzt bei der Vielzahl der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) von den kritischen Aktionären, über terres de homes, Ärzte für den Frieden bis hin zu den Gruppen oder Personen, die im BUKO, beim BUND oder Greenpeace zusammengeschlossen sind. Fast zu jedem Bereich gibt es NGOs, die für Produkte der entsprechenden wirtschaftlichen Branche soziale Problemfelder und Möglichkeiten zu nachhaltigen Lösungsansätzen kompetent benennen können. Mit ihrer gezielten Einbindung ließe sich verstärkt ein öffentlicher Dialog zu einzelnen Produkten oder Produktionsverfahren fördern, über deren Sinnhaftigkeit und die mit ihnen verbundenen Beeinträchtigungen des eigenen oder weiter entfernt liegender Gemeinwesens.

Ziel solcher Dialoge wäre nicht vorrangig das Aufdecken schon vorhandener Mängel und deren Beseitigung oder Kompensation im Sinne sozialer Nachsorge, sondern Foren der soziale Vorsorge zu kreieren. Solche Foren wären also einzurichten, bevor ein Produkt auf den Markt kommt. Wie bei ökologischen geht es also auch bei sozialen Problemen vorrangig nicht um einen nachsorgenden, sondern vor allem um einen vorsorgenden Sozialschutz.

Dies erfordert, ein differenziertes Kaleidoskop geeigneter Kommunikationsformen zu nutzen, aber auch weiterzuentwickeln. Erfahrungen und Instrumente aus dem Spektrum politischer Beteiligungsverfahren wie BürgerInnen-Anhörung, Planungszelle, Zukunftswerkstatt etc. müssten hier angepasst zum Einsatz kommen. Als Ergänzung oder Verstetigung solcher eher fallbezogener Dialoge könnte auch deren Institutionalisierung versucht werden, indem Unternehmen entsprechend Beiräte oder einen ethisch orientierten Anlageausschluss einrichten oder VertreterInnen relevanter gesellschaftlicher Gruppen in ihren Aufsichtsrat berufen.

Ergebnis der gezielt organisierten Kommunikation mit den Stakeholdern könnte ein ökologisches und soziales Produktdesign sein, das die entsprechend ausgerichtete Multifunktionalität von Produkten und Produktionsweisen in den Mittelpunkt rückt. Für Widersprüche zwischen ökologischen und sozialen Anforderungen wären dann gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Ein Problem bei solchen dialogintensiven Gesprächskreisen und Partizipationsformen bleibt der Widerspruch zur dritten Dimension nachhaltigen Wirtschaftens, der Wirtschaftlichkeit. Trotz aller Chancen, die für die beiden anderen Dimensionen in einer solchen Vorgehensweise stecken, muss eine Einbindung der Stakeholder für das einzelne Unternehmen in einem ökonomisch sinnvollen Aufwands- und Ertragsverhältnis stehen.

Trotz dieser und sicherlich einer Vielzahl weitere Probleme, die in einem solchen Ansatz stecken, wird soziale Nachhaltigkeit so nicht mehr als Zustand oder von den möglichen Ergebnissen her betrachtet, sondern als Prozess verstanden. Diese naheliegende Prozessorientierung kommt intuitiv auch sprachlich zum Ausdruck, wenn von „nachhaltiger Entwicklung“ gesprochen wird. Die Teilhabe an Entwicklung und die Teilhabe am Entwicklungsprozess verstärkt die Kommunikationskompetenz, aber auch die Entscheidungs- bzw. Verantwortungskompetenz der Beteiligten. Insofern ist die intensive dialogische Kommunikation sowohl zentrales Mittel als auch zentrales anzustrebendes Ergebnis sozialer Nachhaltigkeit.

Diese Ausführungen geben einige Diskussionsstränge einer Arbeitsgruppe zum Thema „Soziale Dimensionen nachhaltiger Entwicklung“ auf einer Tagung des Theoriearbeitskreis Alternative Ökonomie (TAK AÖ) vom August 2000 in Oberursel wieder.

 

Email: Burghard Fliegeri
Dr. Burghard Flieger ist seit knapp 20 Jahren als Promotor, Dozent, Forscher, Redakteur und Berater im Genossenschaftswesen tätig, insbesondere für neue Genossenschaften im Umweltsektor. Es ist Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ökobank
Kontakt: Erwinstraße 29, 79102 Freiburg

Email: Elmar Sing
Elmar Sing arbeitet als Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Konfliktmanagement, Team- und Personalentwicklung. Er ist Vorstandsmitglied bei UnternehmensGrün, Verband für umwelt- und sozialgerechtes Wirtschaften.
Kontakt: Frankenberger Weg 9, 68309 Mannheim-Vogelstang

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