xxx Wege in eine nachhaltige Zukunft Sowohl unter politischen als auch unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten lautet die wichtigste Botschaft des Verbundprojekts Arbeit und Ökologie: Eine sozial-ökologische Reformstrategie, die wirtschaftliche Effizienz, ressourcenschonende Produktion, umweltgerechten Konsum und soziale Gerechtigkeit miteinander verbindet, ist grundsätzlich machbar. Und sie ist mit Blick auf ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungsmöglichkeiten sogar erfolgreicher als Entwicklungsstrategien, die sich an den Leitpunkten Kostenentlastung für Unternehmen, niedrigere Löhne und schlankerer Staat orientieren. Durch die Entwicklung von Szenarien, die unter verschiedenen Prämissen aufgebaut, anhand gemeinsamer Kriterien auf Nachhaltigkeit überprüft und insgesamt auf ihre Schlüssigkeit kontrolliert wurden, hat das Projekt Kernelemente einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet. Diese Handlungsempfehlungen, die von den Vertretern der drei Fachdisziplinen gemeinsam definiert wurden, bilden das Grundgerüst einer sozial-ökologischen Reformstrategie für Wirtschaft und Gesellschaft. Sie definieren die Bausteine, ohne die Nachhaltigkeit kaum zu erreichen ist und sind damit Orientierungshilfen für die politische Umsetzung: Die Gestaltung des Strukturwandels ist zweifellos eines der wichtigsten Handlungsfelder im Nachhaltigkeits- Prozess. Zu den Strategie-Elementen, die aus den drei Nachhaltigkeitsperspektiven als gleichermaßen wichtig erscheinen, gehören u.a. die Belastung der Umweltinanspruchnahme durch Steuern und Abgaben, der Subventionsumbau unter ökologischen Kriterien, ökologisch orientierte Infrastrukturprogramme, aber auch die Berücksichtigung sozialer Ziele beim Strukturwandel, die Gewährung von Übergangshilfen, eine breit anzusetzende Qualifizierung und die Reform des Sozialversicherungsrechts. Innovationen erleichtern die Bewältigung des Strukturwandels ganz erheblich. Grundlage von Innovationen im technischen und im sozialen Bereich sind stets menschliches Können und Kreativität. Voraussetzung dafür ist ein gutes und breit zugängliches Bildungsangebot. Dieses muss auch der wachsenden Bedeutung sozialer Schlüsselqualifikationen gerecht werden. Unter sozialen Nachhaltigkeits-Aspekten sind soziale Innovationen (Verhaltensänderungen, neue Leitbilder und Lebensstile) besonders wichtige Bausteine einer sozial-ökologischen Reformstrategie. Ein Konsumwandel, der neue Formen von nachhaltiger Lebensqualität schafft, ist gleichfalls möglich. Die Strategie-Elemente einer ökologischen Finanzreform und die Ausweitung des Informationsangebotes sowie der Ausbau des Bildungssystems können zusammen mit Produktkennzeichnung und Umweltaudits dafür Anreize geben, dass die Verbraucher ihre Nachfrage verstärkt auf sozial und ökologisch orientierte Produkte und Hersteller konzentrieren und so der nachhaltigen Entwicklung auf den Güter- und Dienstleistungsmärkten einen wichtigen Impuls geben. Ob zur Förderung des Konsumwandels eher staatliche Fördermaßnahmen oder primär Eigeninitiative not wendig sind, bleibt aus wissenschaftlicher Sicht eine politisch zu entscheidende Option. Die Arbeitszeitpolitik mit dem Schwerpunkt auf
Arbeitszeitverkürzung erwies sich im Verlauf der Untersuchungen und Szenarienbildungen
als ganz zentrales Element einer integrierten Nachhaltigkeits-Konzeption. Ohne sie sind
wichtige Nachhaltigkeitsziele wie Anhand dieser zentralen Handlungsfelder für
eine sozial- ökologische Reformstrategie wird deutlich, welchen bedeutenden Stellenwert
die Gestaltung der Arbeit auf dem Weg zur Nachhaltigkeit hat. Mit dieser Erkenntnis
dürfte auch ein wesentlicher Ansatzpunkt für die in der Vergangenheit oft fehlende
Verknüpfung der Umweltdebatte mit der Diskussion über die Zukunft der
Arbeit gefunden sein. Ausserdem macht die Studie deutlich, dass die Gewerkschaften
gerade in der Nachhaltigkeitsperspektive unverzichtbare Akteure in allen Handlungsfeldern
sind. Nicht zuletzt birgt eine stärkere Beteiligung der Gewerkschaften an der gesellschaftlichen Diskussion über eine nachhaltige Entwicklung auch die Chance, aktuelle Organisationsprobleme zu überwinden: Die Teilnahme am Nachhaltigkeitsdiskurs schafft Nähe zu Gruppen von Arbeitenden (zu den Jugendlichen, den qualifizierten Angestellten und den Selbst-Unternehmern sowie den in Versorgungs- und Gemeinschaftsarbeit Tätigen), die in den Gewerkschaften nur schwach repräsentiert sind. Darüber hinaus erhält der kommunale Raum als gewerkschaftliches Aktionsfeld eine größere Bedeutung. Die in der Studie Arbeit und
Ökologie vorgeschlagenen Wege zur Nachhaltigkeit markieren also nicht nur die
Richtung für gesamtgesellschaftliche Zukunftschancen, sie zeigen auch den Gewerkschaften
neue Möglichkeiten auf, sich als Organisation und politische Kraft nachhaltig zu
stärken. In diesem doppelten Sinn leistet das Verbundprojekt Arbeit und
Ökologie einen wissenschaftlichen Beitrag zur Politikberatung. Dies hat das Verbundprojekt Arbeit und Ökologie geleistet. Und es hat zugleich gezeigt, dass bei der Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen ein Korridor besteht, der Raum für politische Gewichtungen lässt. Nachhaltigkeit ist eben kein fertiges Konzept, sondern ein ständiger Prozess der Aushandlung und Entscheidung zwischen verschiedenen Interessen und Zielen. Das bedeutet: Es gibt keinen Königsweg zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Das bedeutet aber auch: Nicht jede Abweichung vom direkten Kurs führt gleich ins Verderben. Vielmehr lässt das Ziel nachhaltige Gesellschaft durchaus viel Spielraum für unterschiedliche Wünsche, Zeitvorstellungen und Prioritäten. Es bleibt somit eine gesellschaftliche Verständigungs- und Entscheidungsaufgabe, den präzisen Weg und das Tempo festzulegen. Nachhaltigkeit als neue Chance für
die Gewerkschaften II. III. IV. V.
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