xxx
Uli Barth

Was bewegt sich in den Gemeinschaftsszenen?

Was haben Gemeinschaften mit Nachhaltigkeit zu tun?
In der Nachhaltigkeitsdebatte wurden zunächst die ökologischen Aspekte in den Vordergrund gerückt. In der öffentlichen Diskussion, jenseits von Fachkreisen, ist das Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit auch heute noch weitgehend auf das Thema Ökologie beschränkt. Erst langsam entwickelt sich die Diskussion dahin, die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit aufzugreifen. Gemeinschaft, wie auch immer definiert, ist ein Ansatz, der seine Wurzeln im Sozialen hat. Betrachtet mensch die heutigen Gemeinschaften, so formulieren fast alle für sich einen ökologischen Anspruch, wie unterschiedlich auch immer die Umsetzung oder die ideologische Begründung sein mag. So gesehen sind heutige Gemeinschaften der überwiegend noch eindimensionalen Nachhaltigkeitsdebatte einen wesentlichen Schritt voraus. Vom Sozialen kommend ist bei ihnen seit über 20 Jahren mit der Ökologie eine zweite Dimension integraler Bestandteil. Der Ökonomieaspekt ist eine weitere Dimension, mit der sich jede Gemeinschaft zwangsläufig auseinandersetzen muss. Nicht wenige Gemeinschaftsideen scheitern hier bereits bevor sie den Schritt in die Praxis gehen konnten, andere geben mangels ökonomischer Grundlagen nach kurzer Zeit wieder auf. Die Ökonomiefrage ist zu Beginn einer Gemeinschaft von großer Bedeutung. Für einen längerfristigen Erfolg muss jede Gemeinschaft auch im Konfliktfeld „alte“ – „neue“ Mitglieder Lösungen erarbeiten. Damit finden sich alle vier Aspekte der Nachhaltigkeitsdebatte (soziale, ökologische, ökonomische und intergenerative) auch in den Gemeinschaften als zentrale Problemkreise wieder. Insofern ist jede Gemeinschaft ein Anschauungsobjekt für die Nachhaltigkeitsfrage.

Über Ökologie wird in den Gemeinschaften theoretisch gestritten und um praktische Umsetzungen gerungen, an ihr wird aber wohl kaum eine Gemeinschaft zerbrechen. Ob die Ökonomie funktioniert und eine erfolgreiche Integration der verschiedenen Generationen gelingt, ist wichtiger für den dauerhaften Bestand einer Gruppe. Ein befriedigendes soziales Miteinander ist eine Voraussetzung, ohne die es bereits in kurzen Zeiträumen zum Scheitern kommt. Das soziale Miteinander braucht eine Basis. Historisch und aktuell ist diese Basis bei den verschiedenen Gemeinschaften sehr unterschiedlich gewesen. Aspekte dieser Basis sind: ökonomische Notwendigkeiten, spirituelle Grundlagen, politische Zielsetzungen und therapeutische Ansätze. Gemeinschaften basieren in der Regel nicht einzig und allein auf einem der vier Aspekte, häufig überlagern und ergänzen sich diese. Die Gruppen sind in ihrem Alltag und bezüglich ihres Erfolges von der Gewichtung dieser Aspekte sehr geprägt.

Ökonomisch-existentielle Zwänge als Grund sich in Gemeinschaften zusammenzuschliessen, bestimmen entwicklungsgeschichtlich die Menschheit. In der neueren Geschichte spielen solche Zwänge für einzelne Mitglieder von Gemeinschaften durchaus auch weiterhin eine Rolle, als bewusstes zentrales Moment der Gruppenbildung ist dieser Aspekt jedoch zur Zeit nicht bedeutend. Eine klare religiös-spirituelle Ausrichtung bei der Gemeinschaftsgründung hat sich in den letzten Jahrhunderten am deutlichsten als Erfolgsrezept herausgestellt, wenn mensch den Erfolg an der Dauerhaftigkeit einer Bewegung misst. Klare therapeutische Ansätze bringen in der Regel das Problem mit sich, dass sie von einer Hierarchie zwischen KlientInnen und TherapeutInnen ausgehen. Dies widerspricht den Gleichheitsidealen, die weitgehend die modernen Gemeinschaften prägen. Seit ca. 30 Jahren gibt es therapeutische Ansätze von Gruppen, die von der Therapiebedürftigkeit aller Mitglieder ausgehen und damit das skizzierte Hierarchieproblem umgehen wollen (was z.B. in der Anfangsphase zumindest den Gruppen der Aktionsanalytischen Organisation (AAO)1 nicht gelungen ist). Eine Fokussierung auf einen ausschließlich therapeutischen Ansatz kann nach meiner Einschätzung keine Basis bilden für eine dauerhafte Gemeinschaft. Eine solche Ausrichtung beinhaltet die kaum zu umgehende Gefahr, zum Selbstzweck zu verkommen. Demgegenüber haben rein politisch motivierte Gruppen mit dem Drang gesellschaftlich zu wirken häufig größte Probleme, das soziale Miteinander zu organisieren.
Was ist eine Gemeinschaft, was ist keine? Ab welchem Grad von Verbindlichkeit gehören Wohngemeinschaft dazu? Wie sind Gemeinschaftssiedlungen oder Mehrfamilien-Bauprojekte einzuordnen? Der Übergang zu Kollektivbetrieben auf der einen Seite und Wohnprojekten auf der anderen Seite ist fliessend. Es gibt verschiedene Gemeinschaftsszenen, die sich teilweise überlappen, teilweise wenig voneinander wissen oder nichts miteinander zu tun haben wollen. Auch in den kleinsten Szenen gibt es noch Abgrenzungsbedarf und Differenzierungen, wobei keine klaren Definitionen existieren, welche Eigenschaften konkret in welcher Form umgesetzt sein müssen, damit eine Gemeinschaft als solche allgemein anerkannt wird. „Gemeinschaft“ ist wie „Kommune“ kein feststehender Begriff. Am ehesten kann Gemeinschaft als Oberbegriff für gemeinsam wohnende und zumindest teilweise auch gemeinsam arbeitende Gruppen bezeichnet werden, während eine Kommune eher eine besondere Form von Gemeinschaft mit einem hohen Grad an (v.a. ökonomischer) Verbindlichkeit ist.

Die Begriffe „Gemeinschaft“ und „Kommune“ lassen sich durch Adjektive – wie: spirituell, religiös oder politisch – weiter differenzieren. Eine ausreichende Trennschärfe lässt sich aber auch mit diesen Begriffen nicht erreichen. Meine Betrachtungen basieren auf unterschiedlichem Informationsmaterial, das unterschiedlich differenziert. Gemeinschaften bestehen aus lebendigen Menschen, deshalb gibt es keine zwei Gemeinschaften, die gleich sind.

Entwicklung und Vernetzung von Gemeinschaften
Den Versuch einer Aufzählung deutscher Gemeinschaften unternimmt das Eurotopia-Projekteverzeichnis2 (früher Eurotopia Projekteliste3 ). In diesen Veröffentlichungen wurde jegliche Wertung und Differenzierung unterlassen, jedes Gebilde, das sich selbst als Gemeinschaft ansieht, wurde in die Liste aufgenommen. Dabei teilweise auftauchende Absurditäten wurden in Kauf genommen, um sich nicht als SchiedsrichterIn betätigen und nach eigenen mehr oder weniger geeigneten Kriterien eine Auswahl treffen zu müssen. Die erfassten bis zu 160 Gemeinschaften mit über 2600 Mitgliedern in Deutschland (siehe die folgenden statistischen Daten) lassen kaum Rückschlüsse auf die wirkliche Anzahl zu. Zum Beispiel gibt es allein in Berlin und dem Berliner Umland über 100 Wohnprojekte, die aus den Hausbesetzungsbewegungen Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre und nach der Wende entstanden sind, mit unterschiedlichem Charakter von mehr oder weniger unverbindlichen Hausgemeinschaften über Zweck-WGs bis zu Großgruppen mit teilweise gemeinsamer Ökonomie. Von diesen finden sich nur zwei im Eurotopia-Verzeichnis. Es sollten auch keine Schlüsse auf die durchschnittliche Größe der Gemeinschaften gezogen werden, denn einige wenige, sehr große Gruppen verzerren das Bild stark.
Insgesamt scheint es über die natürlichen Schwankungen hinaus keinen deutlichen Trend in Richtung Expansion bzw. Schrumpfung zu geben, anders ausgedrückt, die Bewegung stagniert.

Die aus den Eurotopia-Zahlen ersichtliche Häufung von Projekten im Osten ist sicher zum Teil daraus zu erklären, dass sich infolge der günstigeren Immobilienpreise im Osten einige „Wessie-Projekte“ im Osten angesiedelt haben. Ob dies als Erklärungsmuster für die ungleiche Verteilung alleine ausreicht, kann bezweifelt werden. Zumindest die weitere Verschiebung zugunsten der östlichen Bundesländer im Zeitraum 1993 bis 1999 lässt sich daraus nicht erklären. Eine Interpretation dahingehend, dass die ungünstigere Wirtschaftslage im Osten die Gründung von Gemeinschaften anregt drängt sich auf, wäre aber sicher noch näher zu untersuchen.

Es gibt in der vielfältigen Gemeinschaftsszene unterschiedlichste Kontakte, Austausch und punktuelle Zusammenarbeit, auch quer zu den verschiedenen Szenen. Auf Initiative v.a. des Ökodorf Groß Chüden4 findet seit Sommer 1994 das Come together statt, ein Vernetzungstreffen unterschiedlichster Gemeinschaften.

Die Szene der politischen Kommunen
In der neueren deutschen Kommunegeschichte gab es Anfang der achtziger Jahre über die Betriebszeitung der taz einen Zusammenhang von Kommunen, Gemeinschaften und Alternativbetrieben, der Mitte der Achtziger auseinander fiel. 1989 entstand ein neuer Zusammenhang von sich politisch links verstehenden Kommunen, der bis heute existiert. Obwohl hier mit der Begrifflichkeit „Kommune“ und dem linken politischen Anspruch eine deutliche Grenzziehung zu anderen Gemeinschaften vorgenommen wurde, sind die Projekte auch in diesem Zusammenhang noch sehr heterogen. Gemeinsam ist ihnen das Streben nach Hierarchiefreiheit und Gleichberechtigung, das Verfolgen ökologischer Ziele und der gesellschaftskritische Ansatz. Die beteiligten Menschen leben zusammen, häufig wird auch zusammen in kommuneeigenen Betrieben gearbeitet. Die Entscheidungen der Gruppe werden nicht nach einem Mehrheitsprinzip, sondern im Konsens getroffen. Wobei die genaue Handhabung des Konsensprinzips unterschiedlich ist. Bei der Ökonomie gibt es unterschiedlichste Modelle angefangen von gemeinsamen Kassen für Haus und/oder Haushalt bis zur kompletten gemeinsamen Ökonomie. Es überwiegt der zumindest teilweise gemeinsame Besitz von Gebäuden und Grundstücken, gegebenenfalls auch größeren Produktionsmitteln.

Ebenso wie die Gemeinschaften insgesamt scheint auch der engere Kreis der politischen Kommunen von der Anzahl her relativ konstant zu bleiben. Derzeit gehören 40 Projekte mit etwa 600 Mitgliedern dazu. Die Verteilung der Projekte auf Ost und West zeigt ebenfalls – gemessen an den Bevölkerungszahlen – einen deutlichen „Überhang“ zugunsten der Kommunen im Osten. Dies sagt zunächst nur etwas über die örtliche Lage der Gruppen aus. Es wird jedoch nicht deutlich, inwieweit die Kommunen in den neuen Bundesländern von Westdeutschen beeinflusst sind. Weiterhin ist auch nicht klar, ob die hier als Datenquelle benutzten Zusammenhänge, die im Westen entstanden sind, die ostdeutschen Szenen genauso umfassen, wie die westdeutschen.

Die Vernetzung von Gruppen und Zusammenhängen wird aus unterschiedlichen Gründen gewünscht bzw. gefordert. Aber die Geschichte der vielfältigen Vernetzungsversuche der alternativen Szenen ist stark von Niederlagen, Misserfolgen und Enttäuschungen geprägt. Gemessen daran ist der Zusammenhang der politischen Kommunen durchaus positiv zu bewerten. Es gibt eine ausschließlich interne Zeitung und jährliche Treffen sowohl der Projekte (die leider in den letzten Jahren unter Beteiligungsschwund leiden), als auch der in Kommunen lebenden Frauen. Daneben existieren vielfältige persönliche Kontakte, die zum Teil bereits über viele Jahre Bestand haben. Einzelne Veranstaltungen wie z.B. die gemeinsame Kommune-Info-Tour durch Deutschland, die in 2000 bereits das fünftemal durchgeführt wurde5 oder das gemeinsame Projekt KommuneBuch6 , beleben die Kontakte. Neben den bundesweiten Treffen gibt es im südniedersächsisch-nordhessisch-westthüringischen Gebiet regionale Zusammenhänge, und immer mal wieder finden kleine Kommunetreffen zu bestimmten Themen statt. Bundesweit wurde in den 90er Jahren ein Solidarfonds geschaffen, der – wenn auch vom Finanzvolumen noch bescheiden – Ausdruck einer über die eigene Gruppe hinausgehenden Solidarität ist. Mit diesem Fonds werden Unterstützungen von bestehenden und neuen Kommunen ermöglicht, die nicht direkte Abhängigkeiten zwischen einzelnen Projekten schaffen und mögliche Risiken unter den Kommunen verteilen. Darüberhinaus gab es schon immer zwischen den Gruppen vielfache direkte finanzielle Unterstützungen, personelle Hilfeleistungen speziell im Handwerksbereich oder in der Landwirtschaft, sporadisch auch Austausch von speziellen Maschinen, Gerätschaften und Einrichtungen. Ideen, dies in größerem Stil auszuweiten, werden zur Zeit diskutiert. Die Beratungen zwischen den Kommunen haben in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen. Diese erstrecken sich von Organisationsberatung, über konkrete Tipps bezüglich Steuer- oder Versicherungsfragen, bis zu Supervision und Konfliktberatung. Jenseits all dieser organisatorischen und materiellen Beziehungen sind die persönlichen Kontakte und der Austausch miteinander vielleicht noch ein wesentlicheres Element für die Einzelpersonen, für die Gruppen und nicht zuletzt auch für die gesellschaftliche Relevanz der politischen Kommunen.

Los Gehts – Aufbruch zu neuen Gruppengründungen?
In den Jahren 1999 und 2000 hat es in der Kommune Niederkaufungen7 bei Kassel jeweils ein großes Treffen mit ca. 250 TeilnehmerInnen gegeben. Ziel dieser Treffen unter dem Motto los gehts war es, in erster Linie Neugründungen von Gemeinschaften zu initiieren. Ein Nebenaspekt war, in einem größeren Rahmen die Möglichkeit zu bieten, bestehende Gruppen mit Projektinteressierten in Kontakt zu bringen. Das Interesse an den beiden Veranstaltungen war so groß, dass es die auf ca. 250 TeilnehmerInnen begrenzten Infrastruktur-Kapazitäten weit überstieg. In beiden Jahren musste vielen Projektinteressierten abgesagt werden.

Bei den Treffen fanden sich zumindest zwei Gruppen, die konkrete Schritte in Richtung einer neuen Gemeinschaft unternehmen. Die eine Gruppe hat inzwischen ein großes Objekt in Kassel erworben und den Schritt von der Planung in die Realisierungsphase gemacht.8 Bei der zweiten Gruppe ist dieser Schritt in nächster Zukunft zu erwarten.9 Im Jahr 2000 gab es in Nordrhein-Westfalen ein regionales Los gehts-Treffen. Vom 17. bis 19. August wird es 2001 ein zweites NRW-Los gehts geben10. In Sachsen ist für 2001 ein weiteres los gehts geplant11
Die potenziellen GruppengründerInnen haben bei den Treffen sicher viele Anregungen bekommen von den bestehenden Projekten, die dort von ihren Erfahrungen berichteten und wohl auch die eine oder den anderen InteressentIn gewonnen.

Statistische Daten zu Kommunen und Gemeinschaften
Anzahl der Gemeinschaften und beteiligten Personen nach Eurotopia

Jahr 

  Anzahlder Projekte  

  Anzahl der beteiligten Personen,soweit bekannt 
1993  147 1.523
1996  160 2.630
1999  128 2.691

In der ersten Veröffentlichung von 1993 wurden alle Projekte, über die etwas bekannt war, aufgeführt. Bei den Veröffentlichungen 1996 und 1999 wurden einige wenige Projekte nicht mehr aufgeführt, obwohl sie noch existieren. Diese hatten ausdrücklich eine Nennung abgelehnt oder haben, trotz mehrfacher Nachfrage, nicht reagiert.
Vor einer Überinterpretation dieser Zahlen sei ausdrücklich gewarnt. Insbesondere die Zunahme von 1993 auf 1996 muss nicht bedeuten, dass die Bewegung in diesem Zeitraum entsprechend gewachsen ist. Ein Effekt, der sich hier zeigt, ist sicher, dass das Verzeichnis beim zweiten Erscheinen bekannter war.

Wann sind die im Verzeichnis aufgeführten Projekte gegründet worden?

  Gründungsjahr    Anzahl der Projekte 
  vor 1970 3
  1970 – 1979 19
  1980 – 1989 38
  1990 – 1999 126

75 Projekte existierten im gesamten Untersuchungszeitraum von 1993 bis 1999. Auch die in dieser Tabelle sichbare Zunahme neuerer Projekte lässt nicht unbedingt auf einen Gründungsboom schliessen. Projekte aus den Neunzigern, die nach fünf Jahren scheitern, sind in dieser Statistik noch teilweise erfasst, wohingegen entsprechende Projekte aus den Siebzigern hier natürlich nicht mehr auftauchen.

Die Projekte verteilen sich über die „neuen“ und „alten“ Bundesländer wie folgt:  

  Jahr    neue Länder    alte Länder 
  1993  32 115
  1996  39 121
  1999  37 91 

Daraus zeigt sich, dass in den „neuen“ Ländern die Gemeinschaften häufiger vertreten sind als im Westen, mit zunehmender Tendenz. Das Verhältnis der Gesamt-Bevölkerungszahlen zwischen Ost und West betrug 1998 etwa 1:4,5. Das Ost-West-Verhältnis bei der Projekteanzahl beträgt nach vorstehender Tabelle 1:3,6; 1:3,1 und 1:2,4.

Daten aus dem Bereich politischer Kommunen

Anzahl der Gruppen aus dem engeren Kreis der politischen Kommunen

  Jahr    neue Länder    alte Länder 
  1994  4 20
  2000  11 29

Leider muss auch hier davor gewarnt werden den Schluss zu ziehen, die Bewegung sei am expandieren. Die Zahl aus 1994 ist entstanden, kurz nachdem 13 Projekte wegen mangelndem Interesse bzw. weil sie nicht (mehr) als Kommune zu betrachten sind, aus dem Zusammenhang ausgeschieden sind. Immerhin sind 20 der 24 Projekte von 1994 auch 2000 noch dabei. Die anderen 4 Projekte existieren in 2000 auch als Gruppen, sind aber aus unterschiedlichen Gründen aus dem Zusammenhang herausgefallen. Die Anzahl der bei diesen Projekten beteiligten Menschen wurde nie erfasst, dürfte etwa bei 600 Personen liegen. Die sich aus diesen Zahlen zeigende Kontinuität ist im historischen Vergleich recht beachtlich (s.u.)

Lebensdauer Nordamerikanischer Gemeinschaften
Hermann Schempp beruft sich in seinem Buch Gemeinschaftssiedlungen auf religiöser und weltanschaulichen Grundlage12 auf Julia E. Williams, die in einer Untersuchung über 244 nordamerikanische Gemeinschaften folgende Statistik aufgestellt hat:

  Lebensdauer    religiöse Gemeinschaften    nicht religiöse Gemeinschaften 
  > 1 Jahr  90 % 50 %
  > 25 Jahre  50 % 3 %
  > 50 Jahre  20 % 0 %

Anmerkungen:
1
.) Die AAO entstand 1972 aus der von Otto Mühl gegründeten Friedrichshof-Kommune. Aus einem sehr reduzierten Verständnis der Arbeiten des Psychoanalytikers Wilhelm Reich heraus wurden „Selbstdarstellungen“ und „Freie Liebe“ praktiziert. Es gründeten sich etliche Ableger auch in Westdeutschland. Anfang der 90er Jahre wurde Otto Mühl wegen sexueller Gewalt gegen Minderjährige zu einer Haftstrafe verurteilt. (Anmerkung der Hrsg.)
2.) eurotopia, Leben in Gemeinschaft; das europäische Projekteverzeichnis 97/98; Herausgeber: eurotopia; ISBN 3-00-001311-3. Und: eurotopia, Verzeichnis europäischer Gemeinschaften und Ökodörfer; Herausgeber: Hagmaier, Stengel, Würfel; ISBN 3-00-005906-7; 2000
3.) Eurotopia, Leben in Gemeinschaft, Herbst/Winter 1993; Herausgeber: Kühne, Nolte, Otterbach
4.) Das subsistenzorienterte Ökodorf Groß Chüden wurde nach langjähriger Diskussion 1993 in Sachsen-Anhalt, direkt an der Grenze zum Wendland mit einem Projektzentrum begründet. Heute wird das eigentliche Ökodorf Sieben Linden im nahegelegenen Poppau errichtet.
5.) Bericht von der Kommune-Info-Tour 2000 in: Contraste – Monatszeitung für Selbstorganisation Nr. 197, Februar 2001
6.) Das Kommunebuch; Kollektiv Kommunebuch; Verlag Die Werkstatt, ISBN 3-89533-162-7
7.) Seit 1986 bestehende, sich politisch links verstehende Kommune, die u.a. regelmäßig Seminare zu vielen Aspekten des Lebens in Gemeinschaft anbietet.
8.) eue Kommune in Kassel, Objektkauf 2001: Villa Lokomuna, Gemeinsam Leben eG, Kölnische Str. 183, 34119 Kassel, Tel.: 0561/92009490
9.) KommFrei e.V., Kommunegründungsgruppe für den Raum Südwest-Deutschland, die sich seit 1999 trifft; Kontakte über Peter Dangelmeyer, c/o Kommune Niederkaufungen, Kirchweg 1, 34360 Kaufungen
10.) Zweites NRW-Los gehts. Kontakt: Günter Rose, Bessemerstr. 77, 44793 Bochum, Tel. 0173/6556954, Email: grose@gmx.de
11.) Los gehts in Sachsen. Kontakt: Joe Schraube, Tel.: 0351/89960709
12.)  Gemeinschaftssiedlungen auf religiöser und weltanschaulichen Grundlage, Hermann Schempp J.C.B. Mohr Paul Siebeck, Tübingen, 1969),

 

Email: Uli Barth
Uli Barth ist „Gründungsmitglied“ der Kommune Niederkaufungen. Kontakt: Kirchweg 1, 34260 Kaufungen, Tel: 05605/80070 oder 800731, fax: 05605 – 80040

WEITERFÜHRENDE LINKS: www.contraste.org/kommune
  | TOP | DIESE SEITE DRUCKEN|