xxx Die Rentenreform Die Rentenreform ist mittlerweile in trockenen Tüchern. Nach den vielen Wirrnissen und Ungereimtheiten, die dieses Gesetzesvorhaben in seiner Entstehungsgeschichte begleitet haben, kann mensch aber davon ausgehen, dass die Eckpunkte geklärt sind. Die noch ausstehenden Details versprechen der einen oder anderen Interessengruppe zwar noch Milliardengeschäfte und sind daher durchaus von Belang, aber an den Kernpunkten ändert sich nichts mehr. Was sind die Essentials der Reform? Zunächst die vollkommen willkürlich gesetzte Obergrenze der Beitragshöhe von 22 Prozent des Bruttolohns und als zweites der Einstieg in die Privatisierung der Altersvorsorge. Behauptung Nummer 1: Die Beitragshöhe
muss stabil bleiben Dass die Öffentlichkeit bei dieser Frage zusätzlich noch betrogen wird, fällt vor der Problematik des geschilderten Sachverhalts kaum noch auf. Die Beitragsstabilität wird durch diese Reform nur für die ArbeitgeberInnenseite gesichert. Die ArbeitgeberInnen zahlen im Jahr 2030 die Hälfte von 22 Prozent, also 11 Prozent in die Altersversicherung ein. Die ArbeitnehmerInnen sollen nach dieser Reform künftig 11 Prozent in die gesetzlichen Kassen zahlen und zusätzlich 4 Prozent privat in ihre Alterssicherung investieren. Für ArbeitnehmerInnen wird es also nichts mit der Begrenzung der Beiträge, sie zahlen das was die ArbeitgeberInnen einsparen zusätzlich ein eine Umverteilung der Belastung von oben nach unten. Nach seriösen Berechnungen würde ein Gesamtbeitrag von 24 Prozent des Bruttolohns, bei gleicher Aufteilung zwischen ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen, ausreichen um auch 2030 die Renten auf dem derzeitigen Niveau zu halten. Von den Regierenden wird aber die Grundfrage der Alterssicherung peinlichst verschwiegen: Die Finanzierung der Altersversorgung ist, jenseits aller Detaildiskussionen und Finanzierungssysteme, ein Verteilungsproblem. Wie werden die Lasten verteilt zwischen den Generationen? Wie zwischen Arm und Reich? Behauptung Nummer 2: Eine
Kapitaldeckung ist unumgänglich Im Vorfeld der grossen Rentenreform von 1957 wurde deutlich gemacht, dass einmal angesammeltes Kapital sich nicht verkonsumieren lässt. Wenn Geld für das Alter zurückgelegt wird, soll es Zinsen bringen oder zumindest seine Kaufkraft erhalten. Dies funktioniert im herrschenden System nur wenn es investiert wird, wenn es dort zum Einsatz kommt, wo Menschen Werte schaffen, also letztlich in einem wie auch immer gearteten Produktions- oder Dienstleistungsprozess. Ob nun konkret in einen Holzpflug, einen Computer oder in ein Programm zur Internetnutzung investiert wird, ist egal. Solange mit dem Computer oder dem Pflug gearbeitet wird, entstehen Produkte oder Dienstleistungen, die nachgefragt werden und einen Ertrag erbringen. Nimmt die Zahl der arbeitenden Menschen ab, können die Produktionsmittel nicht mehr verwertet werden, ist der Computer wertlos und somit auch das darin steckende Kapital. Der Computer selbst ist nicht essbar, genausowenig wie der Holzpflug. Das heißt am Generationenproblem kommt auch
ein kapitalgedecktes Alterssicherungssystem nicht vorbei. Die Hoffnung, andere Länder
hätten dieses Problem nicht und unser Kapital könne dann im Ausland rentierlich angelegt
werden, steht auf tönernen Füßen. Wenn auch unterschiedlich ausgeprägt existiert das
Generationenproblem bereits heute in allen entwickelten Ländern. Ob die nötigen Renditen
aus den weniger entwickelten Ländern herausgepresst werden können, ist ökonomisch
fraglich, politisch wahrscheinlich nicht umsetzbar und moralisch sowieso
verabscheuungswürdig. Die Privatisierung ist der falsche Weg. Eine solidarische Alterssicherung muss auch in den folgenden Jahren Thema bleiben. Ansatzpunkte bieten sich genug: die unkontrollierbare Macht der Versicherungskonzerne, die nicht realisierbaren Gewinnerwartungen, die abschreckenden Beispiele der angelsächsischen Länder, die diese Sackgasse bereits länger beschreiten und mit zunehmender Altersarmut belohnt werden und positive Beispiele wie in der Schweiz, die zeigen, dass eine solidarisch finanzierte Alterssicherung möglich ist.
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