xxx Die gelebte Alternative Die Do-it-yourself-Revolution Es scheint eine Wahl zu geben, entweder dem ökonomischen System zu Leibe zu rücken oder diesem den Rücken zu kehren und zu versuchen, seine eigene Alternative zu realisieren. Heute wie früher haben Menschen überall auf der Welt mit mehr oder weniger viel Erfolg versucht, ihr eigenes Paradies zu bauen. In manchen Fällen überwog die Enttäuschung darüber, wie es in der Gesellschaft zuging, was zu einer totalen Abneigung gegen diese Gesellschaft und einer bewussten Entscheidung für Isolation geführt hat. In anderen Fällen ging und geht es um die Realisierung einer beständigen Alternative, die nicht nur die Bedingungen schafft, nach eigenem Gutdünken wohnen und arbeiten zu können, sondern auch als Beispiel fungiert und nicht selten auch noch Möglichkeiten und Mittel kreiert, außerhalb der eigenen Alternative die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zur Diskussion zu stellen. Beispiele gibt es genug, etwa ethische
Unternehmen oder Initiativen, die mehr oder weniger eingebettet sind in eine Struktur der
alternativen Bewegungen. Im Zuge der HausbesetzerInnenbewegung der achtziger Jahre
entstand in verschiedenen großen Städten eine Do-it-yourself-Kultur, die
sich auf mehrere Wohn- und Arbeitsprojekte wie Vrankrijk und Tetterrode (Amsterdam), das
ACU (Utrecht), Hotel Bosch (Arnheim), Begijnen (Nimwegen), de Wilde Wereld (Wageningen),
de Paap (Den Bosch), Poortgebouw (Rotterdam), und de Blauwe Aanslag (Den Haag)
konzentrierte. Durch die Besetzung von Spekulationsobjekten beanspruchte die Bewegung
nicht nur Wohnraum für sich, sondern auch Platz, um Eigeninitiativen zu entfalten. Auf
Dauer entstand eine Subkultur, in der sich neben Wohnen und der Ermöglichung von
verschiedenen aktions- und kulturorientierten Initiativen auch unterschiedliche Arten von
Betrieben entwickeln konnten. Die meisten dieser Wohn- und Arbeitsprojekte existieren noch
immer, besetzt oder inzwischen legalisiert und von den BewohnerInnen bzw. dem
NutzerInnenverein gekauft. Obwohl von Zeit zu Zeit eine große
BewohnerInnenbesprechung mit einigen dieser großen besetzten Häuser stattfand, hat
das doch nie zu struktureller Zusammenarbeit geführt. Stiftung Emmaus Nederland (SEN) Die Bewegung kombiniert die Wiederverwendung von Gegenständen mit der Fürsorge für Randgruppen in unserer Gesellschaft und Projektunterstützung, oftmals in der Zweiten, Dritten und Vierten Welt. In Holland sind ungefähr zwanzig Emmaus-Gruppen aktiv. Sieben davon sind Wohn- und Arbeitsgemeinschaften (Kommunen), der Rest sind Gruppen Ehrenamtlicher. Für die breite Öffentlichkeit ist Emmaus eine Versammlung von Secondhand-Läden. Alles was man in den Geschäften kaufen kann das variiert von Kleidung und Hausrat über Bücher bis hin zu elektrischer Apparatur wurde kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Leute bringen ihre überflüssigen Gegenstände entweder selbst oder sie werden abgeholt. Vom Ertrag wird in erster Linie die eigene Gruppe finanziert. Mit dem was übrig bleibt, werden Basisprojekte unterstützt. Wiederverwertung von Gütern ist die Kernaktivität aller EmmausGruppen. Indem diese Güter ein zweites Leben bekommen, wird die Umwelt geschützt. Sie werden abgeholt, sortiert und dann in den Geschäften zum Kauf angeboten. Manche Dinge werden repariert, und manchmal, wenn sich etwas gar nicht mehr verkaufen lässt, wird es zum Recycling gegeben oder in Dritte-Welt-Länder verschickt. Aber Emmaus ist mehr als das. Es zielt darauf ab, Menschen Chancen zu geben, die Mühe haben, sich in dieser Gesellschaft allein aufrecht zu halten. Nachhaltigkeit findet man bei Emmaus letztendlich also vor allem im Umgang mit Menschen. Die Wiederverwertung ist hier das Mittel, um Menschen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, zu helfen, ihr Leben wieder zu regeln. Das kommt am besten zum Ausdruck in den Wohn- und Arbeitsgemeinschaften, die sich um die Betreuung von Obdachlosen kümmern, wobei hier gilt, dass diese einerseits Treffpunkte sind für Leute, die sich aufgrund ihrer Ideale bewusst für den Aufenthalt in einer Emmaus-Kommune entscheiden, und andererseits für solche, die keine Wahl mehr haben. Indem sie zusammen arbeiten, erwirtschaften die Mitglieder einer Kommune ihren Lebensunterhalt auf der Basis von Kost und Logis und einem Taschengeld. Emmaus bietet ihnen die Gelegenheit, sich wieder nützlich zu machen, da sie mit ihrer Arbeit anderen helfen können und einen Platz im Windschatten finden, wo sie die Chance haben, wieder Luft holen zu können. Daneben gibt es Gruppen, die ausschließlich mit Ehrenamtlichen arbeiten. Es sind Leute die nicht im Emmaus-Verband leben, aber einen Teil ihrer Zeit dafür einsetzen, die Emmaus-Idee zu realisieren. Weil bei diesen Gruppen jedeR einen Lebensunterhalt hat, kann relativ viel Geld für die Unterstützung von Projekten verwendet werden. Die beste Chance auf Unterstützung haben Projekte, die eine Perspektive für ökonomische Unabhängigkeit haben. Das bedeutet strukturelle Hilfe für Projekte von kleinem Umfang, die von der lokalen Bevölkerung getragen werden, im In- sowie im Ausland. Eine andere Bedingung ist, dass Projekte, die Unterstützung beantragen, auf diejenigen ausgerichtet sind, die an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden. Jede Emmausgruppe entscheidet selbst, wen sie unterstützt. Auch die Emmaus-Gruppen in Holland unterscheiden sich voneinander. Jede Gruppe ist autonom und bei ihrem Handeln nur sich selbst verantwortlich, zumindest solange sie sich an die Regeln des Universellen Manifests hält. Es gibt nicht nur einen Unterschied zwischen ehrenamtlichen Gruppen und Kommunen, sondern jede Gruppe hat auch andere Prioritäten und entscheidet über ihre Identität. Letztlich sind es die Menschen, die die Gruppe ausmachen. Ein wenig Koordination geht von Stichting Emmaus Nederland (SEN) aus, einem Verband für Zusammenarbeit, dem alle holländischen Emmaus-Gruppen angehören. Im Laufe der Zeit wurde viel Fachwissen aufgebaut. Es gibt viel Wissen und Erfahrung in Bezug auf verschiedene Arten des Zusammenwohnens und -arbeitens und der Wiederverwertung. In den letzten Jahren wurde das Geschäft mit Wiederverwertung aber auch von anderen entdeckt, unter anderem von kommerziellen Unternehmen. Dadurch entstand eine lebhafte Konkurrenz. Das bedeutet, dass Emmaus sich auf seinen Platz auf dem Secondhand-Markt besinnen muss. Es wird darüber nachgedacht, wie man sich in Zukunft auch mit anderen Mitteln außer der Wiederverwertung weiterentwickeln kann. Auch sieht Emmaus sich mit einem drohenden Mangel an tragenden Kräften konfrontiert, die sich für die Organisation einsetzen wollen und die Kapazitäten haben, einzelne Gruppen zu tragen. Auch hierfür gilt, dass man schauen muss, wie man den Wünschen der Leute entgegenkommen kann, um in der Zukunft neue Möglichkeiten zu entwickeln. Kooperationen in Holland Anfang des vorigen Jahrhunderts war die Produktionskooperation dafür eine weitverbreitete Organisationsform. Die Kooperativen-Bewegung hat in Holland jedoch nie richtig Wurzeln schlagen können, auf jeden Fall nicht in demselben Maß wie in den umgebenden Ländern Frankreich, Deutschland, Italien und vor allem England. Die beste Erklärung hierfür ist, dass die Industrialisierung in Holland erst später in Gang kam und man infolge dessen erst später von einer organisierten Arbeiterbewegung sprechen konnte. Aber auch die Strategie der Arbeiterbewegung hatte Einfluss auf die mäßige Begeisterung für das Arbeiten in Kooperationen.2 Anders als beispielsweise in England, wo schon ca. 1850 der erste Verbraucherverbund (kooperative Geschäfte) entstanden war, der wiederum die Basis schuf für die Entstehung der Produktionskooperationen, sorgte die Gründung einer Gewerkschaft und Arbeiterpartei für ein Klima, welches für die Chance auf Erfolg der Kooperationsform nicht förderlich war. Die Priorität der Arbeiterbewegung lag vor allem beim politischen Kampf, die arbeitende Bevölkerung sollte in Gewerkschaften organisiert werden, die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse einschließlich der Eroberung der politischen Macht. Sich selbst in Kooperationen zu organisieren, wurde dabei für unbedeutend gehalten und nicht selten abgetan als etwas, das nur ablenkt von dem, worum es wirklich geht: um den Klassenkampf. Diese Haltung wurde übrigens verstärkt durch die unpolitische Haltung der Pioniere der ersten Kooperationen.3 Nichtsdestotrotz wurden Ende des 19. Jahrhunderts einige Produktionskooperationen gegründet, hauptsächlich um ausgeschlossenen Streikenden wieder Arbeit zu verschaffen. Die größte Schwierigkeit dabei war, dass es schier unmöglich schien an Kapital zu kommen, wodurch es nur in Branchen, in denen wenig Investitionen erforderlich waren möglich war, Kooperationen ins Leben zu rufen z.B. in der Zigarettenherstellung, im Baugewerbe, Buch- und Zeitungsdruck, Schreinereien und Bäckereien. Um die Jahrhundertwende kam ein neuer Impuls von Gruppen und Individuen, die Landnationalisierung oder Innenkolonisation propagierten. Im Jahre 1898 gründete der Schriftsteller und Arzt Frederik van Eeden bei Bussum die Kolonie Walden und ein Jahr später begann eine Gruppe christlicher AnarchistInnen mit ihrer Kolonie in Blaricum. 1901 führte dies zur Gründung der GGB, der Vereinigung Gemeinsamen Grundbesitzes, die bis 1958 bestehen sollte. Die GGB sollte ein Verbund für Zusammenarbeit verschiedener Ackerbaukolonien und Produktionskooperationen werden, wobei das Hauptziel formuliert wurde als in gemeinsamen Besitz bringen und nutzen von Grund und Produktionsmitteln. Das Leben der GGB ist allerdings gezeichnet von Perioden des Rückgangs und der Wiederbelebung. Vor allem in der Zeit nach 1920, als die ökonomische Regression langsam zuschlägt, kann man von einem Aufschwung sprechen, da sich einige Dutzend Kooperationen anschließen. Ganz allgemein führte die Vereinigung allerdings ein mühseliges Leben und hatte zu kämpfen mit Uneinigkeit innerhalb der Bewegung, schlechter Organisation und Verwaltung, schlecht gehenden Geschäften und der Tatsache, dass die Anhängerschaft von eigenen Betrieben nicht genug Produkte abnahm. Während des Zweiten Weltkriegs verhielt sich die GGB still, danach schien sie nicht mehr lebensfähig und siechte bis 1957 dahin. In diesem Jahr wurde die Vereinigung dann aufgelöst. Ihr Vermögen wurde der Methöfer-Stiftung vermacht, welche das Studium und die Förderung der menschlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Rahmen der sozial-ökonomischen Fragestellung zum Ziel hat.4 Inzwischen waren einige etwas moderner orientierte Produktionskooperationen entstanden, bei denen das Bedürfnis nach Zusammenarbeit bestand. 1959 wurde die ABC (Associatie van Bedrijven op Coöperative grondslag/Assoziation von Betrieben auf kooperativer Basis) gegründet. Die Antriebskraft der ABC war H. van Steenis, der sein kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründetes Ingenieurbüro zu einer kooperativen Vereinigung gemacht hatte. Keiner der alten GGB-Betriebe, soweit noch existent, schloss sich dem an, aber bis 1977 hatten sich 13 andere Kooperationen der ABC angeschlossen, wobei es um ziemlich große Betriebe mit durchschnittlich 130 ArbeiterInnen ging. Die ABC hat sich seit ihrer Gründung hauptsächlich als eine Interessenvertretung für kooperative Betriebe profiliert, sowohl intern durch ein Angebot von Kursen, als auch gegenüber den Behörden. Es wurde auch ein ABC-Garantiefonds gegründet, der kleine Investitionskredite verlieh. Einige angeschlossene Kooperationen und die aus der GGB hervorgegangene Methöfer-Stiftung lieferten hierfür die Mittel.5 Inzwischen ist die Methöfer-Stiftung in den immer noch bestehenden Financieringsfonds Demokratische Bedrijven (Finanzierungsfonds demokratische Betriebe) aufgegangen.6 Zu Zeiten der Demokratisierungsbewegung Ende der sechziger Jahre und unabhängig von der ABC entstand mit der zunehmenden Wohlfahrt ein Klima, in dem viele andere Formen des Zusammenarbeitens und Zusammenwohnens diskutiert und ausprobiert wurden. Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre gruppierten sich um die sich teilweise überschneidende MeMo-Bewegung und Arbeitsbewegung zahlreiche Initiativen, die auf eine andere Art mit Arbeit umgehen wollten. MeMo (Mens en Milieuvriendelijke Ondernemen / Menschen- und umweltfreundliche Unternehmen), 1977 gegründet, war eine lose Bewegung, die umweltfreundlichen und Selbsttätigkeit anstrebenden Initiativen kleineren Umfangs Beratung, Information, Kredite und finanzielle Unterstützung anbot. Auf Dauer gingen die ursprünglich mit dem MeMo-Gedanken gegründeten Initiativen jedoch ihren eigenen Weg. Andere gingen lautlos zugrunde. Weil ein großer Teil des Gedankenguts von der Gesellschaft übernommen worden war, schwand die Existenzberechtigung der MeMo-Bewegung langsam aber sicher.7 Der Arbeitsbewegung erging es nicht viel besser. Um die Zeitschrift Eigene Arbeit und das KOM-Büro (eine von der Provinz Utrecht subventionierte Beratungsstelle für neu gegründete Unternehmen) entstand Anfang der achtziger Jahre ein Netz kleiner Betriebe und ehrenamtlicher Initiativen. Viel mehr als ein Netz ist es nie gewesen: Der Vorsatz, in Form einer Föderation eine weiterführende Struktur der Zusammenarbeit zu entwickeln, wurde nie realisiert, vor allem weil schon schnell klar war, dass man kaum von gemeinsamen Interessen und politisch-gesellschaftlicher Betrachtungsweise sprechen konnte.8 De Vakgroep und het Verband beschloss eine Gruppe von Leuten, eigenen sicheren Wohnraum zu schaffen. Die Wohnvereinigung de Regenboog (der Regenbogen) wurde gegründet, um eines der Häuser zu kaufen. Dieses Beispiel fand schnell Nachfolge. Bei der Renovierung der Häuser wurde von den BewohnerInnen notgedrungen viel selber gemacht. Im Laufe der Zeit wurden Erfahrungen gemacht und die ersten Betriebe gegründet, anfangs hauptsächlich im Bausektor. Inzwischen vereint die Vakgroep ungefähr 25 Wohnvereinigungen, Projekte mit Ehrenamtlichen und Betriebe, unter anderem ein Bauunternehmen, zwei Betriebe, die kleinere Arbeiten am Bau erledigen, ein Architekturbüro, ein grafisches Entwurfs- und Multimediabüro, ein Büro für Projektentwicklung und Organisationsberatung, eine Autoleasing-Firma, ein Verlag, ein Zentrum für bildende Kunst und in Frankreich einen Ziegenbauernhof mit Käserei und einen Ort für Kurse und Ferienaufenthalte. Der Grund, dass die Vakgroep so lange bestehen konnte, liegt in der Organisation der Zusammenarbeit und in der Tatsache, dass die der Vakgroep angeschlossenen Projekte gemeinsame finanzielle Interessen haben. Die Mitglieder von Projekten zahlen neben einem festen monatlichen Beitrag auch einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes (Betriebe) oder Gewinns aus Vermietung (Wohnvereinigungen). 1999 wurden mehr als 100.000 Gulden von den Projekten an die Vakgroep als allgemeine Mittel abgeführt, welche über einen festen Verteilerschlüssel auf verschiedene Fonds innerhalb der Stiftung Kollektieve Kas verteilt wurden. Es gibt einen gemeinschaftlichen Notfonds, einen bescheidenen Einlagefonds, der Überbrückungskredite verleihen kann, einen Fonds zur Unterstützung der wirtschaftlichen Nutzung von Wohnungen und einen internen Unterstützungsfonds sowie einen externen Fonds, aus dem Projekte außerhalb der Vakgroep gefördert werden. Die Vakgroep hatte ihre Wurzeln immer schon in
der Praxis. Ihr Modell ging stets von der Autonomie der einzelnen Projekte aus und zielte
auf gegenseitige Unterstützung. Ein wichtiger Aspekt des Erfolges der Vakgroep ist die
Tatsache, dass Ideologie niemals die Chance bekam, über die Praxis zu walten.
Unterschiede in Auffassungen, Zielen und Arbeitsweise wurden immer toleriert, etwa
innerhalb der Wohnvereinigungen, wo es jedem Wohnprojekt selber überlassen bleibt, ob die
Miete auf Einkommensbasis berechnet wurde, ohne dass dieses System verpflichtend war. Von de Vakgroep zur Solidair Zur gleichen Zeit kam eine gegensätzliche Bewegung in Gang. Einigen Menschen wurde klar, dass auf diesem Wege weiterzumachen, ein langsames Abbröckeln zur Folge hätte und letztendlich den Tod des Ganzen bedeuten würde. Obendrein erwies sich aus diversen Kontakten mit Projekten, die kein Mitglied der Vakgroep waren, dass es im Land ein Bedürfnis nach bestimmten Formen des Teamworks gab, und es entstand die Idee, dass die Zeit reif sei, um mit den gemachten Erfahrungen und der erworbenen Professionalität weiter nach außen zu treten. Das alles führte dazu, dass ab 1997 über eine neue Organisation der Zusammenarbeit nachgedacht wurde, was im März 2000 zur Gründung der Vereniging Solidair als Nachfolgerin der Vakgroep führte. Der wichtigste Ausgangspunkt für die Organisation der Solidair ist die Tatsache, dass nicht jedeR zu einer bestimmten Sache auf dieselbe Art beitragen kann oder will. Darum werden bei Solidair die Unterschiede, was Motivation, Inspiration und konkrete Möglichkeiten betrifft, nicht nur akzeptiert, sondern gerade als positiv bewertet und produktiv gemacht. Solidair will eine möglichst breite solidarische Struktur bieten, mit der sie Individuen, Betriebe, Wohnprojekte, ImmobilienbesitzerInnen, aber auch sozialpolitische Initiativen einlädt, mit Zeit, Geld, Energie und Ideen zur Entwicklung einer solidarischen Ökonomie beizutragen. Solidair umfasst verschiedene solidarische Organisationen, in denen unterschiedliche Formen von Beteiligung Gestalt annehmen können. Diese Organisationen (Ana Maria Fonds, SamSam, Commitment, AMF-OnroerendGoed und Resonans) haben jeweils ihre eigene Dynamik und ihr eigenes Arbeitsfeld und arbeiten zusammen, um einen optimalen Effekt zu erreichen.11 Stiftung Ana Maria Fond Vereinigungen Commitment und Resonans ImmobilienbesitzerInnen können auf unterschiedliche Art Beziehungen mit der Stiftung AMF-Immobilien eingehen. Die Stiftung strebt danach, möglichst viel gemeinschaftlich gebundenes Eigentum zu entwickeln, wobei man nach Eigentumsverhältnissen sucht, die den persönlichen Vorteil begrenzen oder sogar ausschließen. Sie bietet einerseits ein Paket von Dienstleistungen an, zum Beispiel Beratung und Unterstützung bei der Verwaltung von Immobilien, andererseits bietet sie ImmobilienbesitzerInnen die Möglichkeit, ihr Vermögen (oder einen Teil davon) zeitweise der Stiftung zur Verfügung zu stellen oder es ihr sogar ganz zu vermachen. Vielen ImmobilienbesitzerInnen ist nicht bewusst, dass als Folge der explosiven Wertsteigerung von Häusern in den letzten Jahren ihr Vermögen beträchtlich zugenommen hat. Die Stiftung AMF-Immobilien lädt dazu ein, diese stillen Reserven produktiv zu nutzen, indem sie als Kautionen für neue Initiativen eingesetzt werden, denen es dadurch ermöglicht wird, bei der Bank eine Hypothek zu bekommen. Nicht nur Wohnprojekte, die schon an anderen Stellen in die solidarische Zusammenarbeitsstruktur involviert sind, können auf diese Weise ihr Vermögen arbeiten lassen, sondern auch private ImmobilienbesitzerInnen. SamSam ist ein sogenannter Einlagefonds für alle, die in solidarische Projekte investieren wollen. Die Mitglieder zahlen für kurze oder längere Zeit Geld ein, womit Projekte unterstützt werden, zum Beispiel mit Startfinanzierungen, Überbrückungskrediten, Beratung und Begleitung. Zusammen schaffen die verschiedenen solidarischen Organisationen ein breites Spektrum an Aktivitäten, die darauf abzielen, dem Begriff solidarische Ökonomie Inhalt und Form zu geben. Bei der Zusammenarbeit in Solidair werden diese gebündelt. Dort finden Diskussionen über Prinzipien und Ziele der solidarisch ökonomischen Zusammenarbeit statt. Alle die auf irgendeine Art über eine der solidarischen Organisationen an der Vereinigung beteiligt sind, haben Zugang dazu. Alle vier Jahre werden die Ausgangspunkte erneut festgelegt und angepasst. Für die finanziell-technische Umsetzung arbeiten die solidarischen Organisationen in der Respons KG zusammen, einer Kommanditgesellschaft, die im Grunde der gemeinsame finanzielle Betrieb der zusammen arbeitenden solidarischen Organisationen ist. Alle solidarischen Organisationen bringen als stille TeilhaberInnen einen Teil ihres Vermögens in die KG ein. Perspektiven von Solidair Momentan wird hart daran gearbeitet, eine neue Organisationsstruktur auf die Beine zu stellen und die alte Vakgroep zur Solidair umzuformen. Bis auf ein einziges Projekt haben alle Initiativen, die früher bei der Vakgroep angeschlossen waren, einen Platz in der neuen Kooperationsstruktur gefunden. Inzwischen haben sich auch die ersten neuen Projekte gemeldet, und es wird auch beim Verband darüber nachgedacht, wie man an der neuen Organisation partizipieren will. Insgesamt haben sich momentan 35 Projekte der Vereniging Solidair angeschlossen. Anmerkung
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Nils Buis arbeitet als Grafik-Desginer in seinem Betrieb Om tekst en vorm und im Utrechter Wohnprojekt de bonte kaketoe. Er ist Mitglied des Vereins Solidair. | Jaap van Leeuwen arbeitet im Bereich Beratung nachhaltige Technologien, ADT (Advies duurzame technologie). Er ist Mitglied des Vereins Solidair. | ||||
WEITERFÜHRENDE
LINKS: www.solidair.nl Emmaus: http://home.hetnet.nl/~abbepierre/ |
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